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Subjektivität

Das menschliche Subjekt ist eine der „Phasen“ in der allgemeinen Entwicklung. Sie geht aus der Natur, den natürlichen Entwicklungen ebenso hervor wie sie den objektiven Geist erzeugen hilft. Und sie ist von gesellschaftlichen Strukturen schwerlich zu trennen..

 

In dieser seiner physisch-psychischen Beschaffenheit beschäftigt die Frage nach dem, was der Mensch sei, deshalb sowohl die biologische wie alle kulturellen Wissenschaften.

Das Verhältnis des Menschen zur inneren und äußeren Natur, seine Einbindungen in soziale und kulturelle Beziehungen oder zum Beispiel die theologische Gott-Mensch-Problematik, als der Versuch, das Verhältnis der Subjektivität zum objektiven Geist zu klären, bewegen sich auf der Ebene der vier weltanschaulichen Eckpunkte. Mir kommt es nun im Folgenden darauf an, diese Beziehungen unter dem Aspekt der Grundideen E, N, G, I zu verstehen Auf einer tieferen philosophischen Ebene treten damit weitere Analyse-Möglichkeiten zu denen der traditionellen Einbettung in den Zusammenhang „Natur-Subjektivität-objektiver Geist“ hinzu.

Ich gehe von einer Zweiteilung der Subjektivität aus, vom individuellen Menschen und von der Kollektivität. Beide werden hier als Ziele setzende Größen verstanden. Mit der Zielsetzungsfunktion Ik wird die Kollektivität entscheidend vertreten. Und Ii , die menschliche Fähigkeit der Zielsetzung, vertritt das, was als „Person“ bezeichnet werden kann.

Das Verhältnis von individueller zu kollektiver Subjektivität wird also hier und zunächst auf „Ii zu Ik“ reduziert. Und zur Relation Ii – Ik. kommt deren Beziehung zur E-Seite hinzu.

Diese E können beispielsweise die vorgegebene Natur, die Dingwelt oder die Werkzeuge, Produktionsmittel und das angesammelte Wissen sein; gemeinsam ist ihnen der E-Charakter als relativ unveränderliche und vorgegebene Objekte.

Die enge Verbindung von individuellen und gesellschaftlichen Interessen mit diesen E kann arbeitend, handelnd in stetiger praktischer Auseinandersetzung mit der Natur und mit anderen Menschen erfolgen. Die dynamischen Eigenschaften von „praktischem Handeln“ und „Arbeit“ reduziere ich auf das Modell der Methodik „N-G zu N/G“, das parallel zum Modell Ii-Ik/ E liegt.

Es gibt geistesgeschichtlich zwei Deutungsweisen des Verhältnisses Ii zu Ik und zu Ig , die das Wesen der Person in der Relationierung zu Kollektiven, zur Gesellschaft ( Ig ) sehen. Spätestens seit Marx geht es nicht nur um das komplexe Wechselverhältnis zwischen der Natur und der Existenz der Individuen, sondern zugleich um das Individuum im Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse.

Neben der Einstellung, die als wesentlich die Aufhebung der Isolierung des Individuums hervor hebt, muss stets auch jene akzeptiert werden, welche – wie es etwa Nietzsche tat – die abstrakte „Freiheit“des Subjektes betont. Dessen Zurückführung der schöpferischen Fähigkeit des Einzelnen auf den „Willen zur Macht“ erscheint mir eine Variante von Ii zu sein.

Andererseits gibt es die philosophische Auffassung, die das I/E- Verhältnis in den Mittelpunkt stellt, etwa in der Form Ii zu Ig/ E. Ich werde zu zeigen versuchen, dass die Psychologie, die eigentliche Wissenschaft vom menschlichen Subjekt, sich mit der Relationierung der Ii zu Ig zu E, sowie der damit verbundenen N/G.-Methodik beschäftigt

Der Bereich der „Emotionalität“ ist die Brücke, der Übergang von der natürlichen Leiblichkeit des Menschen und damit von der Natur zum objektiven Geist wie er im rational-logischen Denken erscheint.

Wie alle Entwicklungs-Phasen, so hat auch das Subjekt die Struktur, welche als I/E und N/G modelliert wird. Die Emotionalität des Subjekts, seine „sinnliche“ Seite, wird dabei sowohl von dem engen, unendlich dichten I/E- und N/G-Verhältnissen geprägt, als auch und zugleich von den relativ freien, getrennten I – E – und N-G-Verhältnisses.

Das Verhältnis I/E relationiert alle für das menschliche Individuum spezifischen biologischen, emotionalen und bewusst gewählten Ziele ( I ) mit dem jeweils unterschiedlichen E-Niveau des Subjektes, zum Beispiel seinem körperlichen, affektiven und ökonomischen Status, seinem Wissen usw. in einer kaum analysierbaren engen Wechselwirkung.

Diese Analyse beschäftigt Wissenschaften und philosophische Schulen von jeher. So werden die komplexen Verhältnisse des menschlichen Individuums zur Geschichte – wie es zum Beispiel die Existenzphilosophie erörtert – und das anthropologisch diskutierte Verhältnis des Menschen zur Natur von mir auf die Relationierungsmöglichkeiten der jeweiligen E- und I-Seiten zurückgeführt.

Die I/E-Relation ist prinzipiell schwer zu identifizieren, denn „Identifikation“ ist als die G-Methode bestimmt, die zu E führt. Die N/G-Methodik, die zu I/E führt, passt deshalb besser zu Theorien, in denen der Mensch ebenso als das „zweifelnde“ wie das „selbstgewisse“ Ich umschrieben wird. In anderen theoretischen Aussagen wird N/G in seiner formalen Variante als „Bedingung der Möglichkeit“ eines jeden Erkennens bestimmt, wie Kant das tut und wie Hume es auf die Subjektivität anwendet, die nach seiner Ansicht kein „erfahrbarer Gegenstand“ ist..

Andererseits sind E und I im Bereich der Subjektivität auch voneinander getrennt ( E-I ). Im “Ich ” entwickeln sich Erkenntnis und Wille frei und unabhängig voneinander, oft sind sie einander fremd.

Genauer gesagt, der Mensch leistet jene Entwicklungsarbeit, welche die Trennung seiner subjektiven geistigen Fähigkeiten ( E ) von seinen Affekten und Trieben ( I ) bewirkt. Damit gewinnt der Mensch nicht nur die Chance zur Weltoffenheit und zur Distanz von sich, sowie zum „Selbstinnewerden“, sondern er gewinnt gleichzeitig zum Beispiel die Fähigkeit, in theoretischer Reflexion Natur vom objektiven Geist trennen zu können.

Die Formen des Bewusstseins, die Erkenntnis– und Willensfähigkeit überbrücken in den Medien der Sprache und der Arbeit die Differenz von Subjektivität zur Natur und zum objektivem Geist. Indem auf alle mögliche Weise – als Erkennen, Wahrnehmen, Wollen – die Welt- und Selbstbezogenheit des Menschen geschieht, zeigen sich diese Methoden fähig, sowohl verbindend als auch trennend zu wirken. Wie der Mensch es stets versuchte, unabhängig von der Natur zu werden, so besteht seine eigene Entwicklung auch darin, mit der Erzeugung des objektiven Geistes zugleich von diesem auch unabhängig zu werden.

Zum Zentrum der „philosophischen Moderne“ gehört der Gedanke, der im „Ich“ den Ausgangspunkt alles sicheren Wissens sieht. Seine Tätigkeiten – von der „Wahrnehmung“ über die “Arbeit“ bis zum „Denken“ – werden daher zur Grundlage aller Wirklichkeit. Wir fassen dies Selbstbewusstsein, das die Gegenstände der Welt als von sich und für sich gemacht sieht, als ein relativ enges I/E-Verhältnis auf, das beispielsweise bei Fichte zu dem Grundsatz führt, dass die Philosophie im Begriff des Ich das Prinzip aller Wirklichkeit ausspreche. Dies einzig „Unbedingte“, das „sich selbst als seiend setzt“, verweigert sich nach dieser Auffassung jeglicher weiteren Analyse.

In diesem Selbstbewusstsein ist das Subjekt und das Objekt dasselbe indem sich das Subjekt sowohl als Objekt ( E ) sehen kann – vermöge seiner G-Methoden – und zugleich dabei alles das an emotionalen Fähigkeiten behält, welche über diesen E-Status hinaus gehen; beispielsweise und zentral seine I -Fähigkeit. Wir reduzieren darum das Subjekt auf die I-Seite und auf die E-Seite; als Objekt ist es E Beide sind als I/E eng, scheinbar untrennbar verbunden. Dennoch ist diese Einheit des Subjekts auch zu analysieren.

Die I/E-Konstruktion macht, dass sich das Subjekt selbst nicht klar und durchsichtig sein kann.

Es bleibt dann nur die Umschreibung, als „Vernunft“ oder als „Ich-Verständnis“oder die Erfassung in pragmatischer, konkreter individualisierender Weise. Die N/G-Methodik lässt solche Beschreibungen zu. Während die N-G-Methodik eher für Verallgemeinerungen und Abstraktionen verantwortlich ist.

Tatsächlich gelten in einer modernen Philosophie jene methodisch geleiteten Beschreibungen beide. In ihrem komplizierten Wechselverhältnis kann man sich in einem nicht endenden Prozess der Subjektivität nähern.

Hier stellt sich die Frage nach der Unterscheidung der verschiedenen philosophisch benutzten E . Bereits in der Abgrenzung des Subjektes von den drei ihm entgegenstehenden Eckpunkten – Natur, Gesellschaft und objektiver Geist – stehen inhaltlich unterscheidbare E gegeneinander. Die Abgrenzung ist ihr E-Charakter. Aber auch jeder dieser Eckpunkte hat in sich weitere Substrukturen, die als E zu kennzeichnen sind, Das läuft auf eine holistisch geprägte Theorie hinaus. Alle vier Eckpunkte und deren Strukturen unterscheiden sich zwar inhaltlich voneinander, sind aber Phasen einer gemeinsamen allgemeinen Entwicklung.

Das sich selbst bestimmende Subjekt hat in dieser allgemeinen Weise die gleichen inneren Strukturen wie das von ihm bestimmte Objekt, zum Beispiel das Kantische Ding-an-sich.

Die notwendigen Übergänge und Zusammenhänge zwischen beiden reichen von der einfachen „Gegebenheit“ des Objektes für das Subjekt – als G und E – bis zur Bildung von N/G – Methoden, der unanalysierbaren Wechselwirkung des Objektes ( E ) mit der Selbstbestimmung des Subjektes als I/E .

Das Subjekt findet sich selbst der Welt gegenüber, als von ihr getrennt und zugleich ist es – nach Fichte – der Inbegriff von Wirklichkeit überhaupt. Die formale Modellierung N-G deutet diese Isoliertheit gegenüber den es umgebenden Dingen an. Und gleichzeitig gelten die N/G-Zusammenhänge für die ausgezeichnete zentrale Stellung des Menschen in der Welt. Von dieser doppelten Basis nimmt das menschliche Denken seinen Ausgang.

In unserer Unterscheidung der Methoden-Arten N-G und N/G und der „Inhalte“ I/E und I – E zeichnet sich das menschliche Subjekt dadurch aus, dass es versucht, Denk- und Arbeitsrelationen zwischen allen vier Konstellationen herzustellen. Während Natur nur als N/G und I/E charakterisierbar ist und objektiver Geist durch N-G und E-I., kann der Mensch jeden Ablauf, jede Methodenart erzeugen. Insbesondere kann er Zielfunktionen von ontischen Größen trennen und ebenso beide sinnvoll verbinden.

Vor allem weil die beiden Seiten, I und E, durch ihre doppelt unendliche Dynamik aufeinander wirken, ist das „Innere“ des Subjektes prinzipiell nicht nur durch N-G-Methoden zu identifizieren.

Im Sinne von Leibniz ist die Bestimmbarkeit des Individuums ein tendenziell unendlich fortführbarer Prozess. Bei dem es um die Differenz und um die Wechselwirkung zwischen seiner E-Seite und seiner I-Seite geht. Die philosophische Einsicht, dass es keinen vollständigen Begriff des Individuums geben kann, interpretiert dann die Romantik als „des Menschen beständiges Werden“. Und bei Hegel wird das „Werden“ des Subjekts das „selbstbestimmende Prinzip“, das eben diese Bestimmung zu „seiner eigenen Sache“ macht. Das heißt, der Mensch muss seinen eigenen Ursprung, endliches, individuelles und auch unbestimmbares Denken zu sein, vollständig in sich aufgehoben haben.

Es ist nicht die Grundidee E allein, wie sie zum Beispiel als prinzipiell unanalysierbare Monade bei Leibniz erscheint. Zu ihr gesellt sich seit Kant und Fichte die Einsicht, dass es frei handelnde Vernunftwesen gibt, die einander – auch in ihren antagonistischen – Ansprüchen gegenüber stehen. Das Prinzip der Individualität wird damit relativiert. Es ist dies die andere Grundidee, die der I , welche als „Interesse“ die Ursache für Vielfalt und Beziehungen zwischen den E gelten kann. Die Tatsache, dass es verschiedene Subjekte gibt, ist auch eine Folge ihrer I -Eigenschaft.

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Die Subjektivität liegt zwischen Natur und objektivem Geist. Diese beiden hat sie in sich und sie verbindet diese in „Übergängen“. Das leistet das Gehirnorgan.

Wir stellen einen solchen Übergang als Trennung von I und E dar. Womit beide, E und I erst erzeugt und außerordentlich gestärkt werden. Ein Beispiel für diese Verstärkung der E-Seite ist die Abstraktion der Vielfalt der Welt bis zum objektiven Geist. Zugleich aber bewirkt die I-Funktion, dass diese Erzeugung der Einheitlichkeit der Welt durch das Subjekt relativiert wird durch die unzählig verschiedenen Perspektiven, Urteile und Deutungen unter denen die Welt gesehen werden kann. Sie sind die vielen möglichen I der zahllosen Individuen. Diese beiden je einseitigen Leistungen miteinander zu verbinden, begründet die systematische Stellung, die dem Begriff der Subjektivität in den Theorien der Erkenntnis zukommt.

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