Kategorien
wissenschaftsphilosophie.de

Politik

Die Poltikwissenschaft ist ein Versuch die allgemeine philosophische I – Sphäre in theoretischer Weise zu erfassen und damit die umfassenden Möglichkeiten der Konkretisierung von I zu zeigen und zu erklären.

 

Das betrifft die kollektiven I ( Ik ), das heißt, die Zielsetzungen, Interessen, Hoffnungen von kleinen Gruppen, wie zum Beispiel die Familie oder Vereine, über Großgruppen wie Schichten, Klassen und Nationen bis zur Weltgesellschaft

Im Mittelpunkt der Politik steht weiterhin das Verhältnis dieser I zu den E-Aspekten. Die E erscheinen in den Kollektiven zum Beispiel als Wissensstand, Vorrat an Kapitalgütern und Naturressourcen oder auch als Organisationsgrad und Eigentumsstruktur.

Im Unterschied zu anderen Wissenschaften liegt der Akzent in den Politikwissenschaften auf der I-Seite. Diese Abweichung von der sonst die Wissenschaften prägenden E-Betonung, ist auch der Hintergrund für eine frühere Infragestellung der Politik als Wissenschaft. Wissenschaftliche Theorie kann sich aber nicht auf die E- Seite beschränken. Wollte man politische Theorien derart im Sinne von Systemen generalisierender Aussagen allein sehen, dann wäre die dadurch erzeugte Abstraktheit auch den praktischen Bereichen der Politik zu fern.

.

Eine weitere Auswirkung der Basierung auf I und I/E ist, dass es in dieser Wissenschaft eine Vielfalt von Politikbegriffen geben muss und dass die wissenschaftlichen Substrukturen mannigfaltig und ständig in der Diskussion sind. Die Erzeugung von Vielfalt ist eine der prinzipiellen Eigenschaften der I-Sphäre.

Zentrale Begriffe der Politikwissenschaft – und der Politikpraxis – wie „Freiheit“, „Herrschaft“, „Gerechtigkeit“, „Gleichheit“, „Frieden“ sind zudem von der Motivationsstruktur und den Interessen der sie nutzenden, analysierenden und interpretierenden Wissenschaftler nicht zu trennen. Solche Vielfalt an Problemen und Urteilen fußen darauf, dass die Politik die Möglichkeit eines wissenschaftlichen Bereiches darstellt, in welchem die individuellen und gesellschaftlichen I einen prinzipiellen Zusammenhang mit den I – Strukturen der Wissenschaften haben.

Es kann der Wissenschaft aber nicht genügen, das „Erkenntnisinteresse“ nur festzustellen. Vielmehr soll es hier um eine Verdeutlichung der „ I-Sphären-Struktur“ gehen. Es wäre ein Missverständnis, der Politikwissenschaft ein Desinteresse an Verallgemeinerungen und an der Bildung von Theorien zu unterstellen. Vielmehr gilt es, in einer systematischen „I-Sphäre“ Erscheinungen zu erklären, die in der E-Sphäre aus prinzipiellen Gründen unerklärbar sind. Dazu gehören zum Beispiel die Erscheinung der Einmaligkeit und Konkretheit der politischen Ereignisse; ebenso gehören die „Komplexität“, die “Wechselwirkung“, die „Lernfähigkeit“ politischer Gebilde, ihre Historizität, etc dazu. Alles das sind Strukturzüge, die einer Theorie vom E-Typ zutiefst fremd sind.

Da es hier also weniger um einen Bereich der E-Sphäre geht, vielmehr der Schwerpunkt bei der I – und der I/E-Struktur liegt, hat das wieder die bekannten methodischen Folgen. Die Politik und die Politikwissenschaft erscheinen in prinzipieller Hinsicht methodisch mit unscharfen Konturen. Vereinfacht gesprochen – und so wird in der wissenschaftstheoretischen Diskussion durchaus argumentiert – fehlt es in politisch-theoretischen Themen an „klaren Fragen und entsprechend klaren Antworten“ Die Begriffe, Gesetzmäßigkeiten und Methoden gelten dann als unexakt und von schillernder Vieldeutigkeit. Die Schwierigkeit, eindeutiger Problem- und Hypothesenformulierung kann jedoch nicht dadurch bewältigt werden, dass lediglich eine empirisch-analytische Methodik verwendet wird. Eine deduktiv-nomologische Forschungsweise allein anzuwenden wäre mit der I- und der I/E-Konstellation der Objekte der Politikwissenschaft unvereinbar. Die Explikation der I/E-Phänomene muss deshalb operational durch N/G-Methoden erfolgen. Die methodische Seite aber ist noch keine hinreichende Erfassung der Kernproblematik solcher Wissenschaftsbereiche wie es die Sozialwissenschaften und hier ganz besonders die der Politik ist.

Das kann man am bekannten erkenntnistheoretischen Dualismus „Erklärung und Vorhersage“ sehen. Der deduktive Typ der Erklärung ( N-G ) ist für eine Prognose ungeeignet. Der N/G- Typ nimmt für sich in Anspruch, dafür geeigneter zu sein. Die „Dialektik“ ist als eine Variante des N/G-Typs bekanntlich in der Lage, auf die formale Weise der „Aufhebung“ Neues zu erzeugen. Jedoch bleibt dies Neue inhaltlich leer, wenn nicht die I-Seite herangezogen wird. Allerdings geht damit der bisherige erkenntnistheoretische Sinn einer „Prognose“ verloren. Er findet jedoch in einer generell erweiterten Erkennnistheorie seinen Platz. Als „Grenzbegriff“ in der derart erweiterten Kategorie der Vorhersage müssen dann neben der Identifikation( G, E ) möglichst aller Tatsachen noch die unbegrenzt vielen I -Einflüsse gesammelt werden. Hier wird es offensichtlich, die Abgrenzung von politischer Theorie – und von Theorie überhaupt – zur „Praxis“ wird aufgehoben; letztlich bewirkt durch die Möglichkeit, in dieser „Praxis“ Ziele zu setzen.

Die mögliche Variantenbreite der Methoden, die mit der Betonung der I-Seite zusammenhängt, verengt sich in politiktheoretischen „Schulen“, welche sich gewissermaßen um die zwei Hauptarten der Methodik gruppieren, auf einige wenige. Das ist der „empirisch-analytische“ Ansatz, der die N-G-Methoden bevorzugt und der „dialektisch-kritische“, der mit den N/G-Methoden arbeitet.

In der Fülle möglicher Gegenstände der politischen Praxis und der Theorien dazu ragen die Fragen nach den Bedingungen und Wirkungen der gesellschaftlichen Führung sowie der Bildung, Verteilung und Kontrolle öffentlicher Macht hervor. Der geschilderte Hauptdissens im Methodologischen schlägt dann auf die Ziel- und Interessenseite ( I ) durch. Da die N-G-Methoden nur „feststellen“ was ist, bilden sie die I -Seite lediglich als Teil der vorgegebenen Struktur ( E ) ab. Die Vertreter der „ontologisch-normativen Schule richten ihre Grundentscheidung zwar an möglichen Diskursen zu I und zum Verhältnis von I zu E aus. Aber auch dies „normative“ methodische Forschen arbeitet mit den vorhandenen gesellschaftlichen Interessen und Zielsetzungen als Vorgegebenem und relativ Unveränderlichem, während die N/G-Methoden, prinzipiell eng mit der Relativierung der E -Struktur und mit der Erzeugung neuer I beschäftigt ist. So ist beispielsweise das „emanzipatorische“ Erkenntnisinteresse nicht zufällig der Analyse von „Herrschaft“ zugeordnet.

Man darf die Gesamtsituation der Politikwissenschaft nicht missverstehen. Die Notwendigkeit wissenschaftskonstitutiver Interessen ( I ) ist in ihren Theorien stets verbunden mit „technischen“ Erkenntnisinteressen und den dazu gehörigen N-G-Methoden der Forschungslogik, also zum Beispiel mit der exakten empirischen Identifikation ( G, E ) der Strukturen eines politischen Vorganges.

Den Wissenschaften ist gemeinsam, dass sie sowohl die N-G-Methodik – bevorzugt Empirik und logische Rationalität – wie sie zugleich die N/G-Methodik nutzen, oft als Hermeneutik und Dialektik.

Allgemein gilt aber auch, dass die Einzelwissenschaften sich darin unterscheiden, ob sie in ihrer Schwerpunktbildung mehr oder weniger die E-Seite oder die I-Seite oder die I/E-Relation hervorheben. Das ist ihnen meist von ihrem „praktischen Bezug“ vorgegeben. Bei der politischen Wissenschaft ist ein Bezug zur praktischen Politik das Anwachsen der I-Seite in den Kollektiven der Leistungsgesellschaft; zum Beispiel als Emanzipationsbestrebungen ( Ik ) unterschiedlichster Art.

Welche Strukturen ( E ) und welche Interessen ( I ) stehen nun im Mittelpunkt der politikwissenschaftlichen Varianten? Es leuchtet ein, dass die Anzahl der gesellschaftlichen, kollektiven E und I zunächst als unüberschaubar gelten kann. Aber bei näherem Hinsehen, ergeben sich historisch gewordene Metastrukturen wie zum Beispiel die bekannte Triade „Freiheit, Gleichheit, Solidarität“. Es kommt nun darauf an, zu erweisen, dass in der Unzahl politisch-praktisch vorhandener und theoretisch untersuchter Strukturen und Interessen stets Wege zu dieser „Trinität“ führen.

In den drei Begriffen sehe ich eine formale philosophische Aufhebung des Gegensatzes des Struktur- und des Interesse-Begriffes; was als eine I/E-Relation modelliert wird. Erklärt wird das indem wir auf die Systematik der I-Sphäre und die der E-Sphäre zurückgreifen.

Wobei die E-Sphäre sowohl die formale Seite der „Gleichheit“ ( G ) erfasst, wie durch sie auch die Inhalte darstellen lässt, welche zum Beispiel organisatorische, rechtliche, ökonomische, soziale Strukturen ( E ) sind. Für uns ist es dann aber wichtig, diese Kompilierung von E-Varianten zu systematisieren; das geschieht mit Hilfe des „Entwicklungsparadigmas“.

Die I-Sphäre hat dann in analoger Weise die Aufgabe – hier im Begriff der Freiheit und über deren formale und abstrakte Seite hinaus – alle Ziele die sich im Gesellschaftlich-Politischen aus den Möglichkeiten der Freiheit ergeben, in die spezifische „Systematik“ der I-Sphäre einzuordnen. Das können individuelle Interessen und Wünsche, kollektive oder menschheitliche Zielsetzungen sein, so das Streben nach Gleichheiten und nach Freiheiten und nach Gemeinschaftlichkeit..

In der politischen Theorie und vor allem in der Praxis spielt jene Erscheinung eine große Rolle, die in der Forderung nach „Brüderlichkeit“, Solidarität, Vergemeinschaftung historisch immer relevant war. Auch sie stellt eine Konkretisierung des I/E-Verhältnisses dar. Sie ist nämlich einerseits eine gleichgewichtige Abstimmung des Verhältnisses zwischen den Ii und zwischen den Ii und den Ig – zum Beispiel die Wünsche des Einzelnen in der gesellschaftlichen Interessenbildung berücksichtigt zu werden – und andererseits beider Abstimmung mit dem gesellschaftlichen Reichtum, dem E-Niveau. Wichtig ist dabei, dass das I-Verhältnis in diesen Begriffen, das für alle Inhalte der „Politik“ unaufgebbar ist, in seiner zentralen Rolle erkannt wird.

Schreibe einen Kommentar