Für die wissenschaftstheoretische Beurteilung der Sozialwissenschaften stellen wir jetzt die Ig-Funktion in den Mittelpunkt.
Die historische Betrachtung zeigt, dass die wissenschaftliche Erforschung der Gesellschaftlichkeit erst relativ spät einen autonomen Status bekam. Das hängt mit der prinzipiell späten Trennung der I-Seite von der E-Seite als Kennzeichen der „Entwicklung“ zusammen.
Zunächst aber brachte die Orientierung an dem idealistisch-mechanizistischen Paradigma der traditionellen Naturwissenschaften es mit sich, dass in den sozialwissenschaftlichen Forschungsverfahren die Methode der Beobachtung und die Aufstellung von allgemeinen Theorien und Gesetzen im Mittelpunkt standen.
Derartige „idealistische“ N-G, E -Methoden und Forschungsergebnisse zeichnen sich dadurch aus, dass sie die I – Kategorie zu eliminieren suchen und stattdessen die E -Kategorie betonen – zum Beispiel als „allgemeine Gesetze“.
Die Betonung der I-Funktionen dagegen bringt es infolge der Auswirkungen der Strukturen der I-Sphäre unter anderem mit sich, dass im Methodischen die N/G-Methoden in diesen Wissenschaften wichtig werden.
Eine weitere Folge aus der I-Struktur ist, dass die wissenschaftliche Aufmerksamkeit sich den konkreten sozialen Erscheinungen widmet. Diese Hinwendung zum Einzelnen geschah zwar auch schon bald und in Konfrontation zu den nomologischen Methoden, aber es waren historisch-idiographische Untersuchungen, die ihrerseits doch nur die E-Seite der sozialen Phänomene sahen und nicht deren I/E-Struktur.
Auch die praktische Anwendung der Sozialwissenschaften als Sozialtechnologien muss als I/E- Figurationen angesehen werden. Jede Technik und Technologie besteht aus einer „Willensbildung“ ( I ) und den zu dieser Zielsetzung notwendigen Mitteln ( E ).
Es war bisher schwierig, solchen Technologien – wie zum Beispiel der Meinungsforschung, der Einstellungsanalyse – eine exakte, in hohem Grade zuverlässige und zugleich genügend allgemeine theoretische Basis zu geben. Ich meine, mit der I-Sphäre und der I/E-Sphäre sollte man diese angestrebte Fundierung der angewandten Sozialwissenschaften erreichen können.
Mein umfassender philosophischer Ansatz bemüht sich, die Natur- und Kulturwissenschaften anzunähern. Vorerst will ich daher die Sozialwissenschaften parallel zu den „modernen“ Naturwissenschaften beschreiben. Für die Begriffe und die Methodik – im übrigen die der Kultur- und Geisteswissenschaften insgesamt – gilt die abstrahierende Modellierung in beiden Weisen der Wissenschaftlichkeit. So werden die Begriffe sowohl in den modernen Naturwissenschaften wie in den Kulturwissenschaften durch den E- und den I- Bereich unterscheidbar. Gleichermaßen gilt das für die Methoden-, und Verlaufsarten, die beidesmal in N-G und N/G unterschieden werden können.
Deshalb ist die Einteilung und Konfrontation der beiden Richtungen, die manchmal unklarerweise als „szientistischer“ und „humanistischer“ Ansatz oder als. „Naturalismus“ und „Antinaturalismus“ bezeichnet werden, müßig. Einmal abgesehen davon, dass hier der Naturbegriff meist immer noch nur nomologisch-idealistisch verstanden wird – das heißt, die tatsächlich tiefer reichende Fundierung der Natur hat in dieser begrifflichen Erklärung noch keinen Widerhall gefunden.
Unsere Modellierung schlägt die gesuchte Brücke zwischen Sozial-, Kultur- und Naturwissenschaften, wenn die Methodenvielfalt als N-G-Methoden und als N/G-Methoden systematisiert wird. Werden aber die mit Recht unterstellten spezifischen Eigenschaften der Sozialwissenschaften und der Naturwissenschaften dann noch genau genug benannt? Das ist dann möglich, wenn die wissenschaftlichen Objekte den nahezu unbegrenzten Variationsmöglichkeiten von E , I und I/E zugeordnet werden.
Die Methoden und Begriffe haben dann sowohl in den Naturwissenschaften wie in den Sozialwissenschaften keinen Mangel an eindeutigem und empirischem Charakter, wenn sie zur Gruppe der N-G-Methoden gehören, deren Funktion es ist, E zu erzeugen.
Zugleich mit den N-G-Methoden und der dazugehörenden E- Konfiguration aber werden vor allem in den Sozialwissenschaften – und auch in den moderneren Problemstellungen der Naturwissenschaften – die N/G-Methoden und ihre Funktion, I und I/E zu erzeugen, anwendbar.
Es kann aus wissenschaftlicher und alltäglicher Erfahrung kein Zweifel bestehen, beide Modelle sind beim Arbeitshandeln, als „Praxis“ und in der wissenschaftlichen Arbeit stets im Einsatz..
So wird N-G, E eingesetzt, wenn zum Beispiel das Verhalten von Individuen und sozialen Gruppen „beobachtet“ wird. Wenn die Sozialwissenschaften jedoch darauf bestehen, dass soziologisch relevante Faktoren wie „Einstellungen“, „Dispositionen“, “Motive“ im menschlichen Verhalten methodisch berücksichtigt werden, dann geht das nicht ohne die I- Seite und nicht ohne die N/G-Methoden wie hier beispielsweise die hermeneutische.
Den Untersuchungsbereich der Sozialwissenschaften bilden überwiegend Objekte, die wir als I/E modellieren. Das bedeutet, sie haben eine E-Seite, die den nomologischen Methoden zugänglich ist, weil sie durch diese erzeugt wird. Und dies Objekt hat zugleich eine I-Seite. Das ist zum Beispiel der kollektive Wille einer Gruppe. Die Willensbildung, Interessenlage, das heißt die I-Seite wird keineswegs nomologischen Methoden wie der logischen Ableitung oder der direkten Beobachtung unterliegen.
Die Eigenart und das Problem der Kulturwissenschaften insgesamt ist nun, dass die I -Seite und die E-Seite in der konkreten Situation nicht voneinander trennbar sind. Dass meistens sogar das ganze Objekt einer unmittelbaren Beobachtung deshalb unzugänglich ist. Wenn man beispielsweise an sozialpsychologische Einstellungen denkt, dann gibt es dafür keine klaren empirischen Anwendungskriterien. Das hat seine Ursache in der engen I/E-Relationierung mit ihrer zweiseitigen Dynamik und deren Wechselbeziehung.
Die Versuche, diesen Mangel von Seiten der Schulen des „logischen Positivismus“ – vor allem vom Behaviorismus und vom Operationalismus – zu bewältigen, scheitern, wenn sie das Problem nur wieder auf eine E-Struktur abbilden, anstatt auf die I-Seite und auf die I/E-Kompliziertheit einzugehen. Konkreter gesprochen, in solchen Fällen werden beispielsweise „verborgene“ Einstellungen postuliert, die als nicht durch Indikatoren erfassbar und somit als nicht erforschbar gelten. Oder aber sie werden durch die Beschreibung „äußerer“ Charakteristika von Personen oder deren Verhalten ersetzt. Wenn dann die Analyse zahlreicher Indikatoren zeigt, dass die Beziehung zwischen Indikator und Indikatum von Fall zu Fall eine andere ist, dann verweist das auf eine typische Auswirkung der ständig stattfindenden I – und E -Entwicklung und der unendlichen Wechselwirkung zwischen I und E in dem I/E-Verhältnis. Die Wissenschaften versuchen deshalb oftmals, E-Begriffe und G-Methoden definitorisch festzulegen, ihre eigentlichen Probleme aber stammen aus den I/E-Strukturen der Sache selbst.
Der geistesgeschichtliche Vorgang war derart, dass die szientistischen G-Methoden deshalb als Fortschritt empfunden wurden, weil sie sich bemühten, aus der wissenschaftlichen Sprache über das „Soziale“ und alles Ähnliche, die wertenden Ausdrücke zu beseitigen. Diese Eliminierung von Werturteilen ( I ) richtete sich eigentlich gegen eine alltagssprachliche Begrifflichkeit und Methodik. Eine allgemeine I-Systematik, die zwar die subjektiven und gesellschaftlichen Interessen, Zielsetzungen, Wünsche, Hoffnungen auch als einen Teilaspekt enthält, aber weit darüber hinaus reicht, war noch nicht in Sicht.
Mit der bloßen Erfahrung, nach der die „Bewertung“ der Phänomene, mit denen es der Mensch zu tun hat, zu den wichtigsten und unabdingbaren Akten der menschlichen Existenz gehören, ist es nicht getan. Man kann nicht ohne eine Grundlegung der I-Sphäre und der E-Sphäre auskommen. Es genügt auch nicht, offen, bewusst und rational zu den – manchmal latenten und unbewussten Bewertungen zu stehen. Das Postulat der Wertfreiheit lässt sich nicht verwirklichen. Deshalb geht es uns darum, die individuell-emotionalen und die kollektiv-wertenden Bedeutungselemente in einer „Systematik“ zu erfassen, die gleichberechtigt neben der Systematik steht, die als die quantifizierende und messende Seite der Sozialwissenschaften gilt. Diese I – „Systematik“ kann zum Beispiel und hier erst vorläufig so charakterisiert werden, dass sie die „Negation“ der N-G-E-Seite ist. Das heißt, dass sie keine allgemeinen Aussagen, keine quantitativen Erklärungen, keine exakten Messungen und Vorhersagen von sozialen Ereignissen liefern kann, wie das die N-G-Methoden vermögen
Bestand der methodologische Sinn von „Erklärung“ bisher darin, eine Erscheinung in ein System von Gesetzmäßigkeiten einzufügen, so wird diesem Verfahren nunmehr die I-Seite hinzuzufügen sein; zum Beispiel als eine Bezugnahme auf Motive. Um die Motive ( I ) verstehbar und verständlich zu machen, sind Methoden vom N/G-Typ notwendig. Während die N-G-Methodik – zum Beispiel die logische Rekonstruktion – es zu ihrem Prinzip hat, keinerlei Relativierung zuzulassen, und auf dem kürzesten Weg maximale Reduzierungen und Identifizierungen zu bilden, haben die N/G-Methoden – zum Beispiel die Hermeneutik – die Eigenart, durch das prinzipiell nicht endende Wechselspiel von Identifizierung ( G ) und Negierung ( N ) Relationen als Methoden zu bilden, die es zulassen, dass die gleiche Erklärung der einen Person das Gefühl des „Verstehens“ gibt, der anderen aber nicht; auch können Struktur und Verlauf solcher Art des Erklärungsprozesses im Falle jeder Erklärung anders sein.
Im Unterschied zur N-G,E-Seite können die N/G-Methoden missverständlich sein; sie können auch illusorisch und völlig frei sein. Das sind – in abstrakter Negation ausgedrückt – auch die Charakteristika der I- Seite. Positiv gewendet aber verweisen die Eigenschaften der N/G- Methoden und die I – Merkmale auf unbegrenzte Erklärungsfähigkeit und auf Möglichkeiten der Individuierung. In den Gesellschaftswissenschaften werden damit die Methoden und Gesetze der Identitätsbildung ( G, E ) ergänzt.
In einer modernen wissenschaftlichen Praxis sollte es möglich sein, beide Methodenarten zu vereinen. Einerseits die objektive, wertneutrale Haltung des Forschenden mit seiner präzisen auf Logik und Mathematik gestützten Beschreibung der Forschungsresultate; der aber auf der anderen Seite stets nachgewiesen wird, dass sie ohne Ergänzungen durch N/G, I und I/E nicht vollständig ist.
Wieso geht es beispielsweise bei der „Messung“ um eine N-G-Methode? Was bedeutet es, eine Größe zu messen? Man kann das Messverfahren als eine isomorphe Zuordnung zwischen Gegenständen und reellen Zahlen kennzeichnen. Wir verallgemeinern das in einem weiteren Schritt, wenn wir das Modell „N-G , E“ nutzen. Es setzt N, die Nichtexistenz, voraus. Die Nichtexistenz erscheint hier als das „Andere“ im Verhältnis von Gegenstand und Zahl. Es zeigt den Abstand beider als den der Existenz ( E ) zur Nichtexistenz an. Bei der Messung ist es der Abstand zwischen dem gemessenen Gegenstand und den Zahlen. Die Existenz der Zahl wird als Ergebnis eines unendlichen Prozesses ( G ) gesehen, der seinen G-Charakter darin hat, dass er keine Veränderungen zwischen Gegenstand und Zahl zulässt und der die Trennung zwischen beiden zu überwinden sucht.
So sind die Zusammenhänge „quantitativen“ Typs, in denen „festgestellt“, gemessen und in mathematischen Formen gefasst wird. Auf welche Weise aber die Trennung zwischen Gegenstand und Zahl überwunden wird oder die Veränderung einer Größe von den Veränderungen gewisser anderer Größen abhängig ist, kann erst von den N/G-Methoden geklärt werden.. Beide Methodenarten, in ihrer Relation zueinander, begründen den methodischen Aspekt der Sozialwissenschaften.
In der Anwendung der N-G-Methoden ist nur eine erste Annäherung an einen komplizierteren Prozess zu sehen. Es gilt dabei die wissenschaftliche Suche zu vertiefen, eine erhöhte Reflexionsstufe zu erarbeiten und allgemeine Relationierungen mit vielem „Anderen“, Rahmenbedingungen, Voraussetzungen usw. zu reflektieren und zu erforschen. Es sind aber nicht nur die N/G-Methoden die nun zum Einsatz kommen.
Das was hier als Nebeneinander geschildert wird, ist tatsächlich von innerer Verflochtenheit. Eben das modelliert die Relationierung „N- G zu N/G“, und infolgedessen und genauso als „I – E zu I/E“. Dabei bedeutet die Gesamtrelation der vier Relationen das, was als wissenschaftliche – und übrigens auch alltägliche – „Praxis“ gilt. Dann ist es nicht angebracht, in den Gesellschaftswissenschaften den nomologischen von dem „humanistischen“ Ansatz – der notwendigerweise auch alle gegenständlichen Ii einbezieht – zu trennen. Auf der Meta-Ebene der philosophischen Analyse sind derartige Trennungen allerdings erlaubt.
Wie kann man die I-Sphäre in ihrer die Sozialwissenschaften berührenden Form genauer darstellen? Man kann die I-Sphäre von der E-Sphäre her definieren wie ich das im Methodischen versuche, wenn ich N/G-Methoden aus N-G-Methoden herleite.. Es gibt dann zum Beispiel dort ein Übergangsfeld von den deduktiv-nomologischen über die deduktiv-statistischen zu den induktiv-statistischen Methoden; letzteres ist eine Variante des N/G-Aspekts. Dieser ist das Zentrum der Stochastik, deren Induktivität jene Offenheit zu den „Inhalten“ ist, welche unter anderem durch die N/G- Denkmethoden erfasst werden.
Solche Herleitung reicht aber nicht aus Es geht jetzt weiterhin um eben jene „Inhalte“ und deren Strukturierung. Die inhaltlichen Seiten des Sozialwissenschaftlichen kann man – parallel zur methodischen Reduzierung – ebenfalls reduzieren. Und zwar auf E , zum Beispiel auf „Tatsachen“, und auf I , zum Beispiel „Interessen“.
Eine Besonderheit von „Erklärungen“ in den Sozialwissenschaften ist, dass dabei „Vernunft“ vorausgesetzt wird. Die Verdeutlichung dessen, was damit gemeint ist, dass eine handelnde Person jene Alternative wählt, die sie am meisten schätzt, macht klar, es geht beim Vernunft-Begriff um die I-Funktion. Eine Analyse vom dem, was als „vernünftig“ gilt, zeigt den Einfluss von individuellen und kollektiven Interessen, Zielsetzungen, Hoffnungen. Dabei ist es natürlich leicht, diese – meist verdeckt – vorausgesetzte Basis in solchen Bereichen wie der Ökonomie eher zu erkennen, als beispielsweise in den historischen Wissenschaften.
Verlangt der nomologische Ablauf, dass eine „Tatsache“ oder ein „Datum“ ( E ) maximal von allen anderen abgrenzbar ist, so gilt von der I-Seite her, dass es Relationen zwischen den Tatsachen und Relationen in der Menge der möglichen Alternativen von Tatsachen und Daten gibt, die als Wechselspiel I/E und als I-Freiheit unbegrenzbar sind.
Um aber dennoch einen – erweiterten – Wissenschaftsbegriff zu haben, muss man an dieser Stelle dazu übergehen, vor aller Analyse nomologischer Art, Entscheidungen, Urteilen, Wünschen oder anderen I-gestützten Funktionen Priorität zu geben.
Man kann das Zusammenspiel der E mit den I – als I/E – am historischen Beispiel der sozialwissenschaftlichen Projekte verdeutlichen. Diese „genetische Erklärung“ schwankt zwischen nomologischen Erklärungen, weil sie sich auf „allgemeine Gesetze“ beruft, welche die Abfolge bestimmter Entwicklungsstadien eines Geschehens regeln, und der Kritik daran. Wir meinen, dass die historischen Ereignisse miteinander in Verbindung stehen, ist durchaus auch der „objektiven E-Entwicklung“ zu verdanken. Sie ist auch verantwortlich für alle jene „Gesetze“, die der nomologische Grundkonsens annimmt. Es genügt aber nicht, dass ein Ereignis ( E ) sich aus dem anderen ergibt. Vielmehr werden sie als Entwicklungsstadien eines umfassenden Prozesses anzusehen sein, der als „Höherentwicklung“ oder zumindest als Veränderung in einem Zyklus begriffen wird.
Aber das genügt auch noch nicht. Um die Übergänge zwischen den E-Phasen zu schaffen und um eine Richtung der „Höherentwicklung“ zu erklären, muss eine übergeordnete Gesetzmäßigkeit N/G-Verläufe und I-Funktionen enthalten. Nur mit Hilfe der N/G-Abläufe und der damit verbundenen I-Seite kann man zeigen, dass und wie historische Ereignisse miteinander in Verbindung stehen.
Auch das sozialtheoretische Phänomen der „Vorhersage“ hat diese Struktur wie sie von uns als Erweiterung der nomologischen Art der „Erklärung“ gesehen wird. Sollen soziale oder kulturelle Ereignisse vorhersagbar sein, müssen E- Varianten, wie Gesetzmäßigkeiten und Tatsachenfeststellungen, in großer Anzahl und möglichst in Vollständigkeit vorgegeben werden. Das ist für eine Vorhersage zwar notwendig, aber nicht hinreichend. Der Unterschied zwischen der deduktiv-nomologischen und einer Erweiterung der wissenschaftlichen Arbeitsgrundlage liegt darin, zur dort allein verwendeten E-Seite die I-Seite hinzuzunehmen. Ist der in der „Erklärung“ gesuchte Grund ein I , zum Beispiel ein Willensakt , so ist es bei der Vorhersage gleichfalls die I-Dimension von Entscheidungen, welche in dieser Art der Wissenschaften und des Alltagshandelns unauflöslich mit den Tatsachen und Gesetzen verbunden sind.
Ein weiteres Beispiel der Wirkung der I-Seite in den I/E-Konstrukten, welche das innere Gerüst der Sozialwissenschaften ausmacht, ist die Wirkung der self-fullfilling-prophecy. Sie hat ihre Wirkung dadurch, dass die sachbezogene „Bekanntmachung“ zwar einen E-Charakter hat, aber – ob beabsichtigt oder nicht – Interessen, Wünsche, Hoffnungen, also I , weckt, und damit Verhalten und Handeln der Menschen beeinflusst.
Diese I/E-Struktur ist für die Sozialwissenschaften seit einiger Zeit anerkannt. Was aber für uns wichtig ist betrifft die philosophischen Details dieser Struktur, so vor allem das genaue Verhältnis der E und I , die Varianten der I und das Zusammenspiel mit E und I in anderen Wissenschaftsbereichen. Das alles muss sich wiederum auf die „systematischen Strukturen“ der E- Sphäre und der I-Sphäre stützen. Die Anerkennung der damit verbundenen Probleme sehen wir zum Beispiel in den methodischen Konzeptionen des Strukturalismus und des Funktionalismus. Der Strukturalsmus hat die E und G zu seinem Kern und der Funktionalismus die I -Seite. Das, was diese beiden philosophischen, wissenschaftstheoretischen Richtungen in analysierendem Vorgehen für die Erklärung der sozialwissenschaftlichen Bereiche erreichen wollen, versuchen andere wissenschaftlich-philosophische Lehren, indem sie synthetisierend arbeiten; dazu gehört die linguistische Vorgehensweise. Unsere Behauptung ist auch hier, die Linguistik kann in systematischer Weise auf die E- I- und I/E- Züge reduziert werden.
Wenn das gelingt, lassen sich die Möglichkeit einer einheitlichen Behandlung aller Kulturphänomene und der Kulturwissenschaften verwirklichen. Und darüber weitreichend hinaus wird es möglich, die Brücke zu den Naturwissenschaften neu zu bestimmen.