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Psychologische Wissenschaft

Die Psyche und die Wissenschaft von ihr sind Bereiche, die in der allgemeinen Entwicklung zwischen der Biologie und den Strukturen des rationalen Denkens liegen. Diese Übergangslage ist von prinzipieller Unendlichkeit; aber die in in diesem „Feld“ zu verwirklichenden endlichen Strukturen – entweder in praktischer oder in theoretischer Hinsicht – sind keineswegs allein willkürlicher Art, wie es der Unendlichkeitsgedanke nahe legen kann.

 

Die Begriffe und Methoden der Psychologie sind durch die Strukturierungskraft unserer allgemeinen Philosophie festlegbar. Man kann die methodische Seite auf traditionelle Art umschreiben. Danach beruhen die Methoden der psychologischen Wissenschaft, – so Beschreibung, Erklärung, Prognose, Veränderung von menschlichem Verhalten und Handeln – vornehmlich auf Erfahrung und auf Experimenten. Wir versuchen nun aber diese ungenauen Beschreibungen von Methoden auf die methodischen Pole N -G- und N/G zu reduzieren. Das geht jedoch nicht, ohne dass die Konkretisierung dieser Pole einen spezifischen Platz in dieser philosophischen Verallgemeinerung findet.

Es ist für den Bereich des Psychischen symptomatisch, dass die natürlichen Abläufe und Prozesse wie sie noch in der Biologie erkennbar sind, schrittweise ersetzt oder überformt werden von den Methoden der Psychologie. Das biologische Geschehen sind objektiv ablaufende Naturereignisse. Sie sind zwar im Psychischen noch vorhanden, werden aber zunehmend von der Methodenseite der rationalen Denkbereiche beeinflussbar und ersetzbar. Diese Übergangssituation – das unendliche Übergangsfeld zwischen diesen beiden Entwicklungsphasen – ist für die Psyche und die Psychologie konstitutiv.

Das macht sich – vereinfacht – daran fest, dass im Psychischen von einer eher „dynamisch gleichgewichtigen“ und wechselwirkenden Lage aller Methoden, Verfahren und Prozesse gesprochen werden kann. Es wird von mir als „ N-G zu N/G“ modelliert. Während in der nächst höheren Entwicklungsphase, der des rationalen Denkens, eher vom Übergewicht der N-G-Methoden zu sprechen ist, sind die biologischen Abläufe besser durch N/G-Methoden darzustellen.

Diese Abstufungen in den Gesetzmäßigkeiten, welche auch schon im Biologischen zu beobachten waren und die parallel gehen mit der Entwicklung der lebenden Systeme, setzen sich innerhalb des psychologischen Bereiches fort. Die Strukturen und die Funktionen dort verändern sich mit dem Abstand von der biologischen Seite.  So wird beispielsweise das „Verhalten“ nach und nach zu bewusster Tätigkeit und zum Handeln.

Die Objekte der psychologischen Forschung und damit die Aussagen und Theorien über diese werden von unserem philosophischen Ansatz mit Hilfe der E-, I-Systematik analysiert. Die einzelnen psychologisch erfassbaren Funktionen und Strukturen lassen sich also von uns in die zwei formalen Übergangsfelder „N/G zu N-G“ und „I/E zu I-E“ einordnen.

Beispielsweise werden die Verhaltensweisen eines Tieres mit Begriffen inhaltlicher Art besser zu beschreiben sein, beidesmal sind die Strukturen ( E ) eng mit den Zielsetzungen ( I ) verbunden. Während es in der Humanpsychologie effektiver und wirklichkeitsnäher ist, sowohl die Trennung als auch die Fülle von möglichen Relationen zwischen E und I heranzuziehen. Analog gilt das für die Verhaltens- und Methoden-Seite.

Eine Ursache dafür ist die Zunahme der Komplexität der betrachteten Systeme beim Übergang vom Tier zum Menschen. Was wiederum bedeutet, dass es eine Eigenart der ablaufenden E-Entwicklung und der ihr zugeordneten I-Entfaltung ist; dass die E vermehrt sind und deren I größere Spielräume haben.

Zum Beispiel wird das Verhalten von Tieren wissenschaftlich durch eine eindeutige Beziehung von äußeren Reizen bestimmt. Eine solch direkte Identätsherstellung kann zwar durch „N-G ,E“ modelliert werden, tatsächlich aber bedeutet eine solche „idealistische“ Darstellung, dass die im Tier ablaufenden „engen“ N/G-Prozesse und I/E- Strukturen in erhöhtem Maße unzugänglich sind. Bei den hochkomplexen Systemen werden die nach außen gerichteten Reaktionen erst im Inneren aus dem Zusammenspiel N/G und I/E gebildet. Sie stellen daher kein eindeutiges Gefüge dar, sind aber beim Menschen durch Introspektion grundsätzlich zugänglich

Die Erscheinungsformen dieser inneren Regulationsmechanismen sind von unbegrenzter Komplexität. Ihr unterliegen solche Phänomene der subjektiven Psyche wie die „Wahrnehmung“, „Erinnerung“, „Denkabläufe“, „Affekte“ etc.

Aber nicht nur im Inneren der Subjekte sind die Erkennung der Abläufe und der zugehörigen Methoden relativ endliche Strukturen im unendlichen Übergangsfeld. Auch zwischen Umwelt und lebendem System bilden sich konkret derartige unendliche Felder, die man begrifflich oberflächlich, in erster Annäherung als Wechselwirkung oder als Vermittlungvorgänge beschreiben kann.

Um diese Unendlichkeitsfelder zu verstehen, muss die physikalische Grundlage des Biologischen einbezogen werden .Die zwei unbegrenzten Richtungsarten Rz und Rw – als philosophische Abstraktion der elektromagnetischen Wirkungsfelder – sind bei uns elementare physikalische Größen, die noch die biologischen Prozesse leiten. Die allerdings beim Übergang vom Biologischen zum Emotionalen in die Reflexionskategorie der „Richtung“, der „Zielfunktion“( I ) übergehen: Vor allem von jener Unendlichkeit, die wir von der Kategorie Rz her bestimmen, wird das vermittelt, was ungenau als „Erleben“ der Wechselwirkungen zwischen Welt und Mensch umschrieben wird. In jeder dieser endlichen Strukturen und dynamischen Funktionen gehen Rz und Rw ein; das macht sie einerseits dann „verständlich“, wenn sich das Verhältnis Rz/Rw als das bildet, was als Endlichkeit gilt, und weniger verständlich, wenn Rz und Rw nicht miteinander relationieren.

Bevor man dies Schema auf die einzelnen psychischen Erscheinungen und Methoden anwendet, sollte man die Umwelt und das Subjekt noch einmal differenzieren. Die äußeren Ursachen und Bedingungen gliedern sich mannigfaltig, so auch in die Vielfalt aller vergesellschafteten menschlichen Subjekte. Und die Subjektivität selbst sollte gesondert als natürliches, organisches Subjekt, vor allem als das des ZNS und als „tätiges Wesen“ vom im engeren Sinne psychisch-emotionalem erst einmal unterschieden werden.

Eine umfassende philosophische Analyse der subjektiven psychischen Strukturen und Funktionen ist also nur möglich, wenn dabei die Haupteckpunkte – Natur, Gesellschaftlichkeit, objektiver Geist – einbeziehbar gemacht werden. Wobei verständlich ist, dass diese Unterscheidungen philosophisch aufgehoben werden müssen.

Es gilt für das Verhältnis von Philosophie zu allen Einzelwissenschaften, dass die Überbetonung allein des jeweiligen Forschungsbereiches – hier der inneren Struktur der menschlichen Individualität – die philosophische Zugangsweise behindert. Wenn wir auf einer gleichgewichtigen Einheit aus allen weltanschaulichen Eckpunkten bestehen, dann berücksichtigen wir damit auch eine wichtige Forderung vieler bisheriger philosophischer Schulen.

Die Geschichte der Psychologie wird oft als die eines Gegensatzes aus idealistischen Lösungsversuchen – seit Platon und Aristoteles – und materialistischen Grundrichtungen – seit Thales und Anaximander – dargestellt

In der scheinbar nur materialistischen Beantwortung der Frage der organischen Verankerung des Psychischen, oder der idealistischen nach dem Sinn des Psychischen für die Tätigkeit des Menschen, kommen nach unserer philosophischen Annahme tatsächlich aber jeweils beide philosophischen Seiten zum Zuge. Es sind die N-G-Methoden, welche die notwendigen Identitäten schaffen und die dem idealistischen Standpunkt zugeordnet werden und die N/G-Methoden, welche die Verbindung zu allem „Nichtidentischen” in materialistischer Weise herstellen, in unserer philosophischen Analyse des Psychischen nicht voneinander zu trennen.

Die meisten philosophischen Versuche zur Erfassung der Psyche sind – unklare – Mischungen beider Methodenarten.

Mit der Entwicklung der Psychologie zu einer wissenschaftlichen Disziplin wurden die beiden unterscheidbaren Grundansätze in der Methodik deutlicher. Das was zunächst als Abkehr von der überkommenen Spekulation und der Zuwendung zu Methoden wie der „Beobachtung“ ( N-G ) einseitig gefeiert wurde, war noch zu wenig durchdacht. Bei genauerem Hinsehen sieht man dagegen, dass alle Forschungsmethoden und wissenschaftlichen Instrumente, sowie ihr Zusammenhang mit den physiologischen Strukturen und Gesetzmäßigkeiten des Organismus nur von beiden Methodenarten in komplexem Wechselspiel bestimmt werden können.

Zwar gibt es auch für die Grundlagen der Psychologie immer noch die beiden philosophischen Hauptrichtungen, aber bei näherer Betrachtung wird die Abgrenzung fließend

So war es das allgemeine Anliegen der „Psychophysik“ , die Beziehung zwischen physikalischen Reizen und den von diesen Größen ausgelösten Empfindungen der Sinnesorgane exakt zu messen. Dieses wissenschaftliche Vorgehen versucht damit eine idealistische, nämlich die klassisch- logische und empirische Denkbasis mit materialistischen Grundgedanken zu verbinden.

Als in der experimentellen Methodik die bewusste Tätigkeit des Menschen in systematischer Weise hinzukam, wurde eine neue Methodik in die Psychologie eingeführt, die als die eines modernen Materialimus verstanden werden kann. Sie besteht in der Hereinnahme der I – Seite, zum Beispiel als Entscheidungen, Willensäußerungen – sowohl der Forscher wie der Forschungsobjekte.

Andererseits sind jene Methoden, wie die empirische Beobachtung und das logische Denken, die nur Identitäten herstellen können und damit als inadäquat zur Beurteilung der I- und I/E-bestimmten Gebiete der menschlichen Psyche gesehen werden, unumgänglich und daher mit den materialistischen Methoden und Begriffen nahezu unauflöslich verbunden.

Die so genannten idealistischen philosophisch-psychologischen Schulen – Neukantianismus, Phänomenologie, Lebensphilosophie, Tiefenpsychologie – haben – bei genauerer Analyse – sowohl dialektisch bezogene idealistische philosophische Teilstrukturen – N-G, E, N/G – wie zugleich materialistische – N/G, I, I/E . Die in ihnen hervorgehobene individuelle biologische und emotionale Aktivität, zum Beispiel die des Trieblebens, oder die der Willensfunktion, oder die menschliche Tätigkeit sind ebenso materialistisch zu bestimmen wie die dadurch erzeugten geistigen Strukturen und Funktionen als idealistische zu bezeichnen sind. Wir akzeptieren die in dieser Konfrontation vorausgesetzte Einteilung Materie-Geist nicht und auch nicht das damit einhergehende metawissenschaftliche Prioritätsdenken der einen oder der anderen Seite.

Sowohl die Einteilung in I/E und I-E sowie in N-G- und N/G-Funktionen wie auch ihr Zusammenhang als Übergang ineinander, erscheinen in der Gliederung der Psychologie wieder. So können die Aufgabenlösungen in den Bereichen der Wahrnehmungspsychologie und in dem der Gedächtnispsychologie eher mit den Methoden der Identitätsbildug (N-G,E) erfolgen. Aber zum Beispiel in der Gefühlspsychologie werden die Methoden der N/G- und I/E- Varianten eher Erfolg haben. Die Entscheidungs-und Willenspsychologie wird ganz der I-Seite zugeordnet. Und die Lern- und Denkpsychologie sowie die Psychologie der Tätigkeit, des Handelns und Verhaltens können in ihrem Kern nur als Zusammenhänge und Übergänge beider Seiten angesehen werden, als N-G,E zu N/G, I .

Die Psychologie und ihre Subsysteme wie auch deren elementare Strukturen und Vorgänge liegen in dem unendlichen Übergangsfeld vom Biologischen zum Rationalen, im Übergang zwischen dem Organismus und der Umwelt. Die Übergänge bilden den Rahmen, in welchem sich die zentralen Probleme der Psychologie darstellen lassen, indem jedes Detail an allen N-,G-,I-,E-Relationen teil hat.

Die Fortsetzung der allgemeinen Psychologie in den Bereich der individuellen Varianten der „Psychologie des Menschen“ wird von mir als ein Teil des allgemeinen Entwicklungsablaufs dargestellt. Es liegen hier aber Betonungen auf dem Verhältnis und dem Übergang von der Emotionalität zur Rationalität und auf dem Übergang vom menschlichen Subjekt zu jenem Ausschnitt der Umwelt, der Gesellschaftlichkeit bedeutet.

Bei der Analyse der Grundlagen der differenzierten Psychologie des Subjektes, der „Person“, versuche ich die E-Kategorie und die I-Kategorie einzusetzen. Die E-Seite kann man als die relativ invarianten Strukturen eines menschlichen Individuums verstehen, mit ihren festen Regulationsmechanismen des Verhaltens

Selbstverständlich werden – in einem weiteren Entwicklungsschritt – diese Persönlichkeitskonstanten in ihren Beziehungen zur Welt, zur Gesellschaft als dynamische Prozesse verstanden, wie sie etwa Verinnerlichungen durch Lernen und Aneignungen gesellschaftlich bestimmter Verhaltensnormen darstellen

Diese relativ konstante E-Seite des „Ich“, der Persönlichkeit umfasst die angeborenen Grundlagen und die ebenfalls relativ konstanten kulturellen Strukturen der Person; das „Anlage-Umwelt-Problem“ spielt ja bekanntermaßen eine größere Rolle in der psychologischen Praxis, zum Beispiel in der Begabungs- und Intelligenzpsychologie, der Charakteriologie, der Pathopsychologie. Die theoretische Analyse muss auch hier das Entwicklungsprinzip, als die Entwicklung der E-Seite hinsichtlich der biologischen wie auch der kulturellen Aspekte bedenken.

Gleichberechtigt neben den relativ statischen Strukturen ( E ) sehen wir die davon zu unterscheidende I -Seite als tragendes Konzept für die Fundierung der Theorie der Psyche. Das lässt sich vor allem in den Subbereichen der Entscheidungs- und Willenspsychologie manifest machen.

Wie jede Wissenschaft mit Bezug zur „Praxis“ hat auch die Psychologie Teilbereiche, die besondere psychische Aspekte des menschlichen und gesellschaftlichen Lebens untersuchten und anwendeten. Es geht dabei darum, die psychischen Regulationsmechanismen, jene spezifischen Methoden und Zugangsweisen, die die Psychologie kennzeichnen, vor allem auf die Methoden vom N/G-Typ und inhaltlich auf I/E- Varianten zu reduzieren, diese auf die einzelnen Strukturen der Welt zu beziehen, um wiederum „N/G zu I/E“ – Gebilde zu gewinnen.

Wie lassen sich unsere philosophischen Annahmen mit denen anderer wissenschaftstheoretischer Ansätze kompatibel machen? Die „Analytische Wissenschaftstheorie“ geht im Methodischen von einem approximationstheoretischen Wahrheitsmodell aus. Dies erfüllt die Funktion der G-Kategorie. Diese ist aber nicht sehr tragfähig; die analytische Philosophie hat die N-Kategorie und damit die für korrespodenztheoretische Absichten der zu modellierenden „Wahrheit“ bessere N/G-Relation nicht parat. Hier wäre etwa auch das lerntheoretische Forschungsprogramm Skinners zu nennen, welches die deskriptive Methode, also eine der G-Variante bevorzugt

Die Fülle der möglicherweise anwendbaren psychologischen Methoden lässt sich beispielsweise nach syntaktischen, semantischen und pragmatischen Kriterien rekonstruieren, das kann aber nach unserer Meinung nur eine vorläufige Lösung sein. Die drei lassen sich weiterhin auf die vier Grundgrößen E, I, G, N reduzieren, wie ich das in den Bemerkungen zur Sprachtheorie probiere.

Die N-G – Methodik und die E-Begrifflichkeit hat die Schwierigkeit, von ihrem prinzipiell begrenzten nomothetischen Rahmen zu idiographischen Individualtheorien überzugehen. Es ist aber für den psychologischen Bereich fundamental, beispielsweise Verhaltensweisen oder therapeutische Methoden nicht nur zu beschreiben, vielmehr diese methodisch sehr viel umfassender einzuordnen. Auch die Erklärung und Prognose von Alltagsverhalten und die experimentelle Realität kommen ohne die Erweiterung der N-G- zu N/G-Methoden und durch die Ausweitung der E- Begriffe auf I und I/E-Beziehungen nicht aus.

Die gesellschaftlichen Ziele ( Ig ) werden zwar von allen Schulen mehr oder weniger deutlich vorausgesetzt. Sie anerkennen zum Beispiel in den psychotherapeutischen Maßnahmen die Formen der Ausübung von Einfluss auf die Klienten, mit der Absicht der Veränderung durch Lernen, in einem von gesellschaftlichen Zielsetzungen strukturierten sozialkulturellen Feld. Nicht geleistet wird dagegen die systematische Integration der I-Seite in die theoretischen Grundlagen. Eine Integration „praktischer“ Art bedeutet, zumindest die I/E-Relationalität als formales Kennzeichen zu haben.

So ist nicht zu erkennen, wie beispielsweise in der behavioristischen Theorie die I-Seite integriert werden könnte. Vielmehr müssen derartige wissenschaftliche Hypothesennetze gesellschaftliche Ig und individuelle Ii voraussetzen.

Die Ig und die individuellen Ziele, Wünsche, Triebe ( Ii ) alleine werden jedoch solchen wissenschaftstheoretisch abzusichernden Ansprüchen nicht gerecht. Einseitig argumentierende triebtheoretische Individualpsychologien wie Freuds psychoanalytische Libidotheorie oder auch Adlers und Jungs Suche nach der Systematisierung der I-Seite, die auf das individuelle und kollektive Unbewusste begründet sind, bedürfen der Ergänzung durch E-Konfigurationen, um zu einem I/E-Gleichgewicht – zum Beispiel in praktischer Absicht – zu gelangen.

Die „konstruktive Philosophie“ der Erlanger Schule verfolgt für die Psychologie ein Forschungsprogramm, in dessen Zentrum Rekonstruktionen stehen, die als I-Kategorie und als I/E Relationen zu deuten sind. Nach dieser Auffassung soll zur Verfolgung von Zwecken in Problemsituationen mittels der „Vernunft“ und des „Moralprinzips“, bei Einbeziehung universeller Normen, eine Normenbegründung erfolgen, und zwar durch Primärbedürfnisse ( Ii ). Wobei in diesen drei Begriffen -Vernunft, Moral, Universalnorm – gewiss die Ig bestimmend sind. In ihrer Verselbständigung sind diese drei Allgemeinbegriffe freilich auch als E zu deuten. Es ergibt sich wieder eine typische I/E-Konstellation.

Wo I wissenschaftliche Bedeutung hat, sind auch meist N/G-Methoden damit verbindbar. Solche sind zum Beispiel die verstehenden Deutungsregeln, die die „konstruktive Psychologie“ zur Voraussage von Handeln bereitstellt.

Die Relationierung „I/E zu N/G“ kann als das von dieser Schule bevorzugte konsenstheoretische Wahrheitsmodell verstanden werden.

Einer unserer Arbeitsansätze ist, dass es keiner der herkömmlichen wissenschaftlich-philosophisch arbeitenden Schulen gelingt, eine von den vier Grundkategorien – E,I,N,G – zu eliminieren, obwohl das die mehr oder weniger bewusst betriebene und geäußerte Absicht ist. Tatsächlich geht es dabei aber um „Betonungen“ der einen oder der anderen Grundkategorie. Wo die Betonung jeweils liegt, ist wohl Ausdruck geistesgeschichtlicher Zufälle…

Wenn die „konstruktive Theorie“ den Entstehungs- und Entdeckungszusammenhang von Psychologie hervorhebt, dann verallgemeinern wir diese genetische Rekonstruktion als eine Variante von „Entwicklung“. Diese Modifikation der allgemeinen Entwicklung wird nicht nur für die Psychologie wichtig. Sie liegt an der Übergangsstelle von den Naturwissenschaften zu den Geisteswissenschaften. Um die gängige und auch von der Erlanger Schule gesehene Trennung Natur-Geist aufzuheben, müssen die Vorstellung einer beide Bereiche verbindenden Entwicklung, sowie die damit zusammenhängenden I/E- und N/G-Relationen, grundsätzlich erweitert werden.

Zugrunde liegt dort -wie bei uns – ein Bild vom Menschen als intentional Handelndem, welcher Ziele ( I ) vernünftig argumentierend konsensuell verfolgt. Uns aber geht es darum, dies nicht nur im Verfahren der exemplarischen Prädikation empirisch und als Erfahrung festzustellen, sondern darüber hinaus eine Systematik für diese I-Seite und die E-Seite zu finden.

Erst auf einem derartigen theoretischen Hintergrund können Gesetze aufgestellt werden, in welchen die Bedingungen ( E ) deutlicher werden, nach denen Personen imstande sind, Zwecksetzungen ( I ) als Maximen zu formulieren und zu begründen, um danach zu handeln.Wie im philosophischen Forschungsprogramm „konstruktiver“ Art gilt auch für die „phänomenologische Psychologie“ die Betonung des „ganzen Menschen“, seine Primärerfahrung vor allem. Abgelehnt wird dort, die Erlangung von Identitäten in empirisch verfahrenden Experimenten in den Vordergrund zu stellen.

Wir sehen in der Konfrontation jener Forschung, die versucht, als kognitive Determinanten Einfachheit in der Methodik und in der Begrifflichkeit zu gewinnen – zum Beispiel nur mit G-Methoden und nur mit Identitäten (E) zu arbeiten – gegenüber der Ansicht von konstruktiver und phänomenologischer Theorie – die eine letztlich undurchschaubare Kompilation von Methoden und Begriffen bevorzugen – keine Lösung der wissenschaftlich-philosophischen Problematik. Die Vielzahl der notwendig zu berücksichtigen wissenschaftlichen Methoden und Begriffe kann dagegen in solche eingeteilt werden, deren Aufgabe es ist, Einfachheit und Identität zu erzeugen, sowie zugleich in solche, die die Verflochtenheiten und Relationalität in der Realität hervorhebt und nachvollzieht.

Zweifellos ist der letztere Ansatz im wissenschaftlichen Forschungszusammenhang der psychischen Struktur des Menschen auch heuristisch bedeutender als die reduktionistische und die unbegrenzt kompilatorisch arbeitende Position; aber Philosophie muss meta-wissenschaftlich argumentieren.

Die Intentionalität, Lebens- und Handlungsrelevanz, der soziale Konsens, Historizität , Umweltbezug und Alltagswirklichkeit sind einige der notwendig zu beachtenden Determinanten subjektiver Erfahrung und menschlichen Erlebens. Neben der Aufzählung gilt es auch, diese Sammelkategorien zu analysieren. Das ist nur sinnvoll, wenn neben die traditionellen Reduktions-Einheiten neue treten, wie sie bei uns durch I, I/E und N/G vertreten sind.

Betonte die phänomenologische Sicht Sammelkategorien in subjektiven Bereichen, so sieht die „Kritische Theorie“ die Psychologie vornehmlich als Wissenschaft der Erscheinungsformen vergesellschafteter Subjekte. Im historischen Wandel der ökonomischen und politischen Entwicklungen wird das Individuum bestimmt. Dahinter steht eine objektive und materialistische Gesellschafts- und Geschichtsauffassung. Diese setzt sich indessen in der Theorie dieser Schule so fort, dass eine psychoanalytische Individual -und Sozialpsychologie als Kern einer möglichen „Kritik“ der überkommenen gesellschaftlichen, ökonomischen und politischen Strukturen dienen könne. Diese philosophische Nutzung psychoanalytischer Theorie ist der Versuch, mittels der natürlichen Triebstrukturen die Fesseln der zunehmend antagonstischen und repressiven Vergesellschaftung zu mildern.

Wir meinen, der dabei gebrauchte Einsatz der „autonomen Persönlichkeit“ als Folie psychologisch angeleiteter Gesellschaftskritik oder das „moralische Bewusstsein“, „soziales Handeln“ und ähnliches mehr verbindet sich auch hier zu eng mit „Sammelkategorien“ , die einer wirksamen Durchdringung dieser Problemfelder hinderlich sind. Es geht mir dagegen darum, beispielweise die Methodik nicht nur äußerlich als kommunikative Kompetenz zu sehen, sondern als das Verhältnis bestimmter aber verschiedener Zielsetzungen ( I ) , die eingebettet sind in eine systematische Strukturierung der I -Seite. Erst das verschafft die Fähigkeit, Individualität und Intersubjektivität als gemeinsames Problem zu lösen. Die emanzipatorische Gesellschaftskritik und Gesellschaftsveränderung kann dann als das komplizierte Wechselspiel von individuellen und kollektiven Zielsetzungen, als das Verhältnis „Ii zu Ig“ erklärt werden.

Auch in der Methodik sind die zwei Pole, der der Kognition und jener der Affektion, die Determinanten aller dieser Sammelbegriffe – wie dem der „Handlung“ zum Beispiel. Die beiden Pole werden dann von uns dem N-G-Modell und dem N/G-Modell zugeordnet.

Die Betonung der I-Seite gerät individualpsychologisch zu voluntaristischer und sozialpsychologisch zu utopischer Akzentuierung, wenn die Ii und Ig abstrakt und isoliert bleiben, anstatt dass I/E-Relationen gebildet werden. Die I/E- Konkretisierungen sind ein Kern moderner „materialistischer“ Philosophie in der Darstellung psychologischer Grundstrukturen.

Ein anderer Kern ist die zum empirisch feststellbaren Stand der E- Entwicklung relativ freie Wahl der adäquaten I, und daran anschließend die aktive Durchsetzung der konkreten einander angemessenen und kompatiblen I und E in der I/E-Relation; methodisch mit Hilfe jener Verfahren, welche als N/G modelliert werden. Zusammengefasst ist es abermals das Modell „I/E zu N/G“.

Alle solch relativ umfassenden Ansätze – „kritisch-emanzipatorischer“ Wissenschafts- und Forschungsprogramme vor allem – gehen in zwei Schritten voran. Dem ersten, der frei gewählten individuellen und kollektiven Zielsetzungen ( I ), folgt der nächste Schritt, der der aktiven Verwirklichung ( E ) der Ziele, als deren Erarbeitung ( N,G ).

Die Forschung als experimentelle Realisation psychologischer Hypothesen ist ein Ausschnitt aus diesem umfassenderen Geschehen. Die Forschung arbeitet systematisch, mit G – Verfahren, um E als Gesetze zu konstituieren; oder die Hypothesen werden verworfen ( N ).

Der „N/G zu I/E“ – Ansatz muss als komplementäre Ergänzung zu „N-G, E“ akzeptiert werden. Mit ersterem ist die Bahn frei für den Anwendungszusammenhang, für die theoretische Bewältigung des Therapeutischen .Das folgt aus der prinzipiellen Funktion von I, I/E und N/G . Ihnen ist die doppelte unbegrenzbare Dynamik in die „Weite“ und „Tiefe“ ein gemeinsamer Charakterzug.

Es ergibt sich dann sofort die Frage, wo „Beliebigkeit“ beginnt. Ist es zum Beispiel sinnvoll, in der Psychologie Übergänge von der freien Handlungsaktivität zur Erkenntnis-und Gesellschaftskritik zu schaffen? Die N-G, E -Seite dagegen grenzt ein und ab, bedingungskontrolliert und systematisch, eventuell auch Verbote aussprechend ( N ).

Es geht also in erster Näherung darum, Psychologie als nomothetische rational-kognitiv arbeitende Disziplin zu gestalten, zugleich aber die Struktur der Psyche, wie die Methoden der Wissenschaft von der Psyche als hermeneutische, phänomenologische und tiefenpsychologisch-triebtheoretisch verfahrende, sowie als aktive Tätigkeit zu analysieren, um sie durch die verschiedenen Relationierungen der vier Grundgrößen als Teil der allgemeinen menschlichen und gesellschaftlichen Praxis zu verstehen und zu verwirklichen

Wie hier die Psychologie ist bei genauerer Analyse jede Einzelwissenschaft durch die Grundbegriffe E und I , die zwei Methoden-Arten sowie alle Kombinationen darstellbar. Widersprechungen im Methodischen und Kontroversen um E und I, nach welchen sich die Schulen unterscheiden, müssen in einem sie übergreifenden philosophischen Ansatz aufgehoben werden, der die Relationierung „N-G zu N/G zu I-E zu I/E“als systemischen Kern hat. Um aber nicht allein abstrakte dialektische Hegelsche Hoffnung zu sein, kann das nur mit Hilfe des Entwicklungskonzeptes realisiert werden.

Die aneinander gereihten Entwicklungsphasen unterscheiden sich in den Methoden und in den zentralen Begriffen sowohl als Einzelwissenschaften wie auch innerhalb jeder Einzelwissenschaft.

Solche Entwicklungs-Phasen sind beispielsweise innerhalb der Psychologie „Information“ und „Verhalten“, oder „psychische und physische Orientierung“, oder auf etwas abstrakterer Ebene als „Theorie und Praxis“ Sie erscheinen als die „Inhalte“ dieser Wissenschaft.

Es sind allerdings relativ beliebige „Objektivierungen.. Ein Großteil der wissenschaftstheoretischen oder anderer Arten philosophischer Bearbeitung dieser Einzelwissenschaft besteht darin, solche Objektivierungen als „Gegensätze“ zu sehen, und darin, diese Konfrontationen beispielsweise mit dem dialektischen Ansatz zu überwinden. Bei uns wird der dialektische Ansatz erweitert. Dem zufolge verbindet die „Entwicklung“ – hier innerhalb der Einzelwissenschaft – alle jene Objektivationen; und zwar durch methodisch-begriffliche und konkret-erzeugende Übergänge zwischen ihnen.

Das dialektische Verfahren gehört also als Randphänomen ebenfalls zur„Entwicklung“. Die Dialektik ist zunächst formal als N/G zu modellieren, aber in den Einzelwissenschaften treten zu den beiden extremen formalen Gegensätzen, in denen sich die identitätsbildende ( G ) und die das negierende ( N ) unendliche Dynamik aufeinander beziehen, die Entgegensetzung der „inhaltlichen“ Polarität von E und I hinzu. Diese E und I werden dann innerhalb jeder Einzelwissenschaft, hier der Psychologie konkretisierbar. Die so beschreibbaren Entwicklungsabläufe können als eine Erweiterung der dialektischen Methode verstanden werden .

Einige psychologische Schulen gehen von einem weltanschaulich vorgegebenen „Eckpunkt aus, der manchmal als ein gesellschaftlich verpflichtendes „Menschenbild“ bezeichnet wird. Derartige Voraussetzungen psychologischer Theoriebildung – beziehungsweise auch deren aktive Leugnung – stützen sich wieder auf eine der geistesgeschichtlich wichtig gewordenen Entwicklungsphasen, die ich weltanschauliche Eckpunkte nannte, hier auf die „Gesellschaftlichkeit“, deren Dynamik der weiteren Vergesellschaftung, der Kritik daran und allen Determinationen daher. Dazu gehören ebenfalls solche Darstellungen, welche Funktionen wie „Handeln“ „Sprache“, „Kommunikation“ in den Mittelpunkt ihrer Theorie stellen.. Der Mensch wird dann in der Psychologie als intentional Handelnder vorgestellt, der Ziele vernünftig argumentierend konsensuell verfolgt Ein anderes Beispiel ist die Naturgebundenheit des Menschen, an seine eigene und die Natur seiner Umwelt. Ein drittes Beispiel ist die Betonung des weltanschaulichen Eckpunktes des „objektiven Geistes“ als vorausgesetztem Rahmen einer durchzuführenden einzelwissenschaftlich-psychologisch verlaufenden Forschung. Dazu gehören abstrakte Vorgegebenheiten, welche in Behauptungen erscheinen, wie die, der Mensch sei „frei“, „offen“. „veränderbar“, „lernfähig“. Dabei weisen solche Allgemeinheiten und Generalisierungen vor allem auf eine unvollständige Theorie hin, besonders deshalb, weil eine systematische Verbindung zur historischen und natürlichen Konkretheit des menschlichen Individuums fehlt.

Solche Theorien und Behauptungen existieren auf der Ebene weltanschaulicher Betonungen von „Natur, Gesellschaft, objektivem Geist“. Ihr Zusammenspiel – unter Einschluss aller anderen und weniger wichtigen Entwicklungsphasen – bildet einen Korpus, für den Philosophie zuständig ist. Ich gehe allerdings einen Schritt weiter und analysiere und reduziere diesen Korpus auf die aktiv und methodisch gesteuerte Entwicklung der E-Sphäre, sowie die Entfaltung der I-Sphäre, ohne dass ich die Richtigkeit und relative Wichtigkeit dieser traditionellen Erkenntnisse ablehnen würde.

6.1.1 Sozialpsychologie

Wie unterscheidet sich die Sozialpsychologie von der allgemeinen Psychologie? Ihre Stellung zur Persönlichkeitspsychologie und zur Soziologie wird von uns mit der Modellvorstellung „Ii zu Ig“ fundiert. Die Gesetzmäßigkeiten der Regulierung des sozialen Verhaltens, zum Beispiel der Kommunikation zwischen Menschen, werden dann in einem weiteren Schritt auf das Modell „ Ii-Ig zu E“ bezogen. Es verallgemeinert die gesellschaftliche Zielbildung beim jeweiligen E- Entwicklungs-Niveau.

Die Wechselwirkungen der „Ii zu den Ig“, der individuellen, der kollektiven und der gesellschaftlichen Zielsetzungen sind dabei der Kern. Durch die Relationierung der vorhandenen Interessen ( I ) mit dem gesellschaftliche Reichtum, Wissen,Technologien ( E ) entstehen, zum Beispiel in demokratischen Prozessen, neue gesellschaftliche Ziele

Auch eine komplizierte Thematik wie es beispielsweise die Erforschung der „Einstellung“ der Menschen ist, kann mit Hilfe der „Ii zu Ig“-Modellierung angegangen werden. Eine soziale Einstellung ist ein Bereitschaftszustand eines Individuums, sich für die Aufnahme einer bestimmten Tätigkeit motivieren zu lassen. Die Sozialpsychologie untersucht die psychischen Mechanismen dabei. Wie und unter welchem gesellschaftlichen Einfluss Veränderungen eintreten. Dies und die Formen und Funktionen von Kooperation versuchen wir von der I-Seite her zu erklären, von den individuellen Interessen, Wünschen, Hoffnungen ( Ii ).

Eine andere Anwendung ist die sozialpsychologische Gruppenforschung. Es werden hier die sozialen Prozesse bei der Bildung von gruppeneigenen Wert-und Normgefügen ( Ik ) aus den Ii und in Bezug zu den Ig ebenso erforscht, wie jene Strukturen des sozialen Kollektivs, die den E-Charakter haben. Die angesprochenen E-Konfigurationen sind Konkretisierungen aus den Bereichen der Techniken, des Wissensstandes allgemein, es sind die Organisationsformen, Eigentumsverhältnisse, die kulturellen und natürlichen Seiten, welche die fortwährenden Zielsetzungsprozesse ( I ) beeinflussen, begrenzen und strukturieren.

Für das Verhältnis „Ii-Ig zu E“ gilt eine Reihe von Strukturzügen. Deren Kompliziertheit beschäftigen seit jeher und weithin die Theorie und die gesellschaftliche Praxis, zum Beispiel als „Demokratieprojekt“ oder als Teamarbeit im Arbeitsprozess. Um die Komplexität zu reduzieren, untersuchen wir einerseits die Erscheinungen auf der I-Seite und andererseits die Relationen der I zu den E.

Einer der Strukturzüge kennzeichnet Ii als relativ kreativ im Verhältnis zu Ig.

Ein anderes Beispiel ist der Strukturzug, der als eine spezifische Konkretion des philosophischen „Teil-Ganzes“-Problems verstanden werden kann, bei dem die „Wechselwirkung“ zwischen den Ii sich so auswirkt, dass das „Ganze“, Ig , zwar kaum selbst noch kreativ wirken kann, aber ein gesellschaftlich, historisch realisierbares Ziel ist. Ein weiterer Strukturzug ist jener, nach dem sich durch die kooperative Wechselwirkung zugleich die individuelle wie die kollektive Leistung erhöht.

Diese Wechselwirkungen auf der I-Seite sind Ausleseprozesse, die schließlich das Ig finden lassen. Diese Auslese stellt sich dann als „Konkurrenzkampf“ dar, wenn den vielen unterscheidbaren Ii nur eine knappe E- Basis zur Seite steht. Anderererseits gilt natürlich, dass das positive Wissen und die physischen Kräfte der am gemeinsamen Prozess Beteiligten sich – wie alle anderen E-Varianten auch – kumulieren lassen.

Aber der Gesamtvorgang, die I/E-Relationsbildung, in welchem die I -Konkurrenz der möglichen Vereinigung der gesammelten E entgegensteht, kompliziert das kooperative – zum Beispiel synergetisch leistungssteigernde – Verhalten der Gruppe.

Die „Kommunikation“ sei hier als eine beispielhafte Variante etwas näher beleuchtet. Zu ihr gehören der Austausch von Gedanken, Meinungen und Urteilen. Die Kommunikation besetzt eine Ebene, die von der der Produktion zum Beispiel zu unterscheiden ist. Jedoch haben beide Gemeinsamkeiten. Die E-Seite – „Gedanken“ und Produktionsmittel – und die I-Seite – „Urteile“und Produktionsziele – sowie I/E- Relationen – „Meinungen“ beziehungsweise die Kombination von Mitteln mit den Zielen im Produktionsverlauf.

Gemeinsam sind allen diesen Gebieten das philosophisch strukturierbare Zusammenspiel der zwei unterscheidbaren Seiten E und I. Das betrifft in der Sozialpsychologie zum Beispiel die Veränderung der E-Seite des Einzelnen, die Vermehrung seines Wissens, und damit des Wissensstandes der Gruppe. Und es betrifft die Veränderung der I-Seite jedes einzelnen Menschen und die Bildung einer gemeinsamen Zielsetzung. Man kann das zusammenfassend als die Veränderung der individuellen und der kollektiven Bewusstseinsbildung sehen – parallel zur Erstellung eines Produktes beim Arbeitshandeln. Uns interessieren hier aber zunächst die dabei wirkenden Strukturzüge, die aus der E- und der I-Sphäre stammen.

Die sozialpsychologische Methodik und die Verfahrenstechniken sind vielfältig, entsprechend ihren psychologischen und soziologischen Hintergründen. Wir systematisieren sie und teilen sie – wie in den anderen Wissenschaften – wiederum in die zwei Hauptgruppen der Methodik ein. In die N-G-Relationen die stets E erzeugen und in die N/G- Methoden, die I oder I/E erzeugen. Zu den N-G-Verfahren gehört in erster Linie auch in der Sozialpsychologie die deskriptive Erfassung von Strukturen und Prozessen. Das andere Extrem sind die N/G-Methoden der „teilnehmenden Beobachtung“ zum Beispiel und auch das „Experiment“. In solchen komplexen Methoden – die wir übrigens genauer als „N/G zu I/E“ modellieren – lassen sich alle einzelnen Methoden und Strukturen vereint wiederfinden.

In der Problemgeschichte der Sozialpsychologie wurde das Verhältnis von Individuum und gesellschaftlichem Kollektiv zunächst nur empirisch festgestellt; zum Beispiel als „überindividuelle Volksseele“, oder auch als „Masse-Elite“-Problem. Die Analyse ethnischer psychischer Strukturen sowie der Grundlagen der gesellschaftlichen Schichtstruktur führten dann zur Reduktion des sozialen Verhaltens auf die philosophischen, erkenntnistheoretischen Gegenstände und Methoden, die wir in der Modellierung durch die I-Sphäre und das I/E-Verhältnis erfassen. Diese Systematik kann nun auf die Kooperation etc von Menschen in beliebig großen und beliebig strukturierten Gruppen übertragen werden.

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